München/Lichtenfels – „E-Commerce“ – kein anderer Begriff steht mehr für den Handelsmarkt der Zukunft. Die Wirtschaft wird zunehmend digitaler und der Onlinehandel boomt. Bisher gab es keinen speziellen Lehrberuf für die Arbeit im Online-Handel und keine ausgebildeten Fachkräfte. Das ändert sich jetzt. Seit Beginn des aktuellen Berufsschuljahrs gibt es die neue Ausbildung „Kaufmann/-frau im E-Commerce“ und die ersten Auszubildenden lernen an der Berufsschule in Lichtenfels.
Gebraucht werden E-Commerce-Kaufleute in allen Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen online vertreiben. Ihr Aufgabenspektrum ist vielfältig und erstreckt sich von der Gestaltung und Betreuung eines Online-Shops, über die Sortimentsauswahl, bis hin zu digitalem Marketing.
Die BAUR Gruppe mit Stammsitz im Landkreis Lichtenfels setzt schon über viele Jahre hinweg erfolgreich vor allem auf das Online-Geschäft. Dort wurde die Idee geboren, einen neuen Ausbildungsberuf speziell für den Online-Handel zu schaffen. Vor vier Jahren ergriff das Unternehmen die Initiative und begann bei anderen Unternehmen der Branche, den Berufsverbänden, der IHK und in der Politik für die Schaffung eines gänzlich neuen Lehrberufs zu werben. „Zuerst war einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Zu der Zeit ging es langsam voran. Aber als wir genügend Mitstreiter gewonnen und den Durchbruch geschafft hatten, wurde in einer Rekordzeit von nur zwei Jahren das Berufsbild kreiert und die Ausbildung geschaffen“, erklärt Max-Josef Weismeier, Ausbildungsleiter bei der BAUR Gruppe, der als Sachverständiger an der Erstellung des Berufsbildes sowie der Ausbildungsordnung mitgearbeitet hat.
Unterricht in Lichtenfels
Politisch unterstützt wurde die BAUR Gruppe von Landtagsabgeordnetem Jürgen Baumgärtner: „Bereits Anfang 2014 haben mir die heimischen Versandhandelsunternehmen unter Federführung der BAUR Gruppe eindrucksvoll aufgezeigt, dass es dringend an der Zeit ist eine neue Ausbildung für die spätere Tätigkeit im E-Commerce zu schaffen. Seitdem habe ich das Vorhaben und den Prozess der Schaffung des neuen Ausbildungsberufs fördernd begleitet“, erläutert der Landtagsabgeordnete. Sehr wichtig war Baumgärtner, dass der Unterricht für den neuen Ausbildungsberuf anschließend an der Berufsschule Lichtenfels angeboten wird. „Dass die Beschulung in Lichtenfels erfolgt, stärkt die Position der heimischen Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte, da die Ausbildung in Betrieb und Schule ortsnah stattfinden kann“, ist Baumgärtner überzeugt, „Deswegen habe ich mich auf Landesebene sehr dafür eingesetzt, dass die Beschulung in Oberfranken am Geburtsort des neuen Ausbildungsberufs in Lichtenfels erfolgt.“
Schüler und Lehrkräfte sind Pioniere
An der Lichtenfelser Berufsschule werden aktuell 38 Kaufleute im Onlinehandel in zwei Klassen ausgebildet. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Vier Lehrkräfte im Alter zwischen 28 und 35 Jahren halten den fachlichen Unterricht. Sie sind ebenso Pioniere wie ihre Schülerinnen und Schüler. Ihre ersten Schulungseinheiten haben die Lehrerinnen und Lehrer im Sommer am Wissenschaftscampus E-Commerce in Burgkunstadt absolviert. Der Wissenschaftscampus E-Commerce ist ein Kooperationsprojekt der heimischen Versandhandelsunternehmen sowie der staatlichen Hochschulen mit Sitz in Oberfranken, das vom Freistaat Bayern gefördert wird. Der Campus ist als modernes Forschungs- und Entwicklungszentrum für den Online-Handel konzipiert und bietet auch die Möglichkeit zur Aus- und Fortbildung für Berufsschullehrer und -lehrerinnen. „Der Wissenschaftscampus und das neue Berufsschulangebot ergänzen sich sehr gut. Beide Einrichtungen sowie die heimischen Unternehmen können von wertvollen Synergien profitieren. Der Landkreis Lichtenfels entwickelt sich zu einem Kompetenzzentrum im Bereich ‚E-Commerce‘“, betont Landtagsabgeordneter Baumgärtner.